Jubiläumslehrgang 80 Jahre Ochi in Bochum
Bei einem der größten Ereignisse des Deutschen Japanischen Karate Bunds (DJKB) in 2020 dabei gewesen zu sein; wow, was für ein Erlebnis. Zu Ehren unseres Chiefinstructor Hideo Ochi, der am 29.02.20 seinen 80.-zigsten Geburtstag feiern durfte, veranstaltete der DJKB in Bochum einen Geburtstagslehrgang.
Kein geringerer als JKA Instructor Tatsuya Naka (7. Dan), einer der am meisten gefragten und wohl auch bekanntesten JKA Intructoren, nahm den weiten Weg von Japan nach Bochum auf sich, um diesen Lehrgang zu leiten.
Auch Wegbegleiter von Shihan Ochi wie Großmeister und Mönch Ida und Großmeister Tsuyama, Sensei von Shihan Ochi, waren angekündigt. Leider verhinderte die aktuelle Situation rund um das grassierende Coronavirus die Anreise der beiden über 80-jährigen Meister aus Japan. Großmeister Shihan Hideo Ochi ist eine lebende Legende bei Karateka auf der ganzen Welt. Er ist einer der wenigen, der den Titel Grand Champion trägt. Diesen bekommt ein Kämpfer nur verliehen, wenn er mindestens dreimal in einer der beiden Disziplinen Kata und Kumite den ersten und in der anderen mindestens den dritten Platzerreicht hat.
In den Jahren 1966 – 1969 errang Ochi seine großen Erfolge anlässlich der Alljapanischen Meisterschaften: 1966 1. Platz in Kumite und Kata, 1967 1. Platz Kumite und 2. Platz Kata, 1968 2. Im Kumite und 3. in Kata, 1969 1. Platz Kata und 3. im Kumite. Diese Erfolge sind bis heute unerreicht. 1970 wurde Ochi von Shihan Nakayama (damaligen Chiefinstructor und Mitbegründer der Japan Karate Association) nach Deutschland entsandt, um die Aufgabe als Deutscher Bundestrainer des Deutschen Karate Bund (DKB) zu übernehmen. Bereits seit 1971 hatte Ochi mit der deutschen Nationalmannschaft Erfolge in verschiedenen Meisterschaften erzielen können. Der Durchbruch und die weltweite Bekanntschaft kam mit dem Gewinn der Vizeweltmeisterschaft des deutschen Teams 1975 in Los Angeles. 1977 wurde die deutsche Mannschaft in Tokyo erneut Vizeweltmeister hinter Japan. 1980 fand die Weltmeisterschaft in Bremen statt. Vor heimischem Publikum unterlag die deutsche Mannschaft äußerst knapp im Finale erneut gegen Japan. Auch 1983 bei der Weltmeisterschaft in Kairo erreichte Ochi mit seiner Mannschafterneut den Vizemeistertitel. Seit 1979 war Ochi vom Deutschen Sportbund als Bundestrainer berufen worden.
Die inneren Konflikte im DeutschenKarate Verband (DKV) und die zunehmende Versportlichung des Karate führten dazu, dass Ochi beantragte, innerhalb des DKV eine Stilrichtung „JKA-Karate“ zu gründen. Dies wurde ihm von Seiten der Funktionäre mehrfach verwehrt. Daher entschloss er sich 1993 seinen Vertrag als Bundestrainer zu kündigen, und den DKV zu verlassen. Er gründete 1994 mit einigen Mitstreitern den DJKB als neuen Dachverband. Mit Ochi Sensei traten über 15000 Karateka in diesen neuen Verband ein. Heute ist dieser mit über 20000 Mitgliedern nach Japan der weltweit zweitstärkste Verband im JKA Karate. Von Sensei Ochi stammt auch der Leitspruch des DJKB:
„Ken wa kokoro nari.
Kokoro tadashi karazareba,
Ken mata tadashi karazu.
Ken o manaban to hossureba,
mazu kokoro yori manabubeshi.“
sinngemäß übersetzt mit:
„Ken ist das Herz (die Einstellung, die innere Haltung). Wenn sein Herz falsch ist, befindet sich der Mensch auf dem falschen Weg. Jeder der Karate erlernen will, muss sein „Herz“ finden.“
Seit 1973 leitet Shihan Ochi einwöchige Sommerlehrgänge. Diese erfreuten sich als Gasshuku immer größerer Beliebtheit. Mittlerweile sind das Gasshuku und das seit 1989 im Mai stattfindende viertägige Kata-Spezial mit regelmäßig über 1000 Teilnehmern zu den weltweit größten Karatelehrgängen geworden. Jedes Jahr bringt Ochi Spitzentrainer aus Japan, Deutschland und anderen Ländern zu diesen Events zusammen.
1997 erhielt Ochi das deutsche Bundesverdienstkreuz. Er ist der zweite Japaner der wegen seiner Verdienste für die Verständigung zwischen Japan und Deutschland und wegen seiner langjährigen Arbeit mit diesem Orden geehrt wurde. Ochi Sensei ist Chief Instructor der JKA Europe. Er hält Lehrgänge und Seminare in ganz Europa und ist für das Karate im gesamten Gebiet von Europa und Russland verantwortlich. Daneben engagiert er sich auf viele Arten sozial. Er unterrichtete mehrfach auf eigene Kosten in Südafrika. In Benin in Westafrika unterstützt er eine Schule und hat mehrmals Besuche mit Karateunterricht durchgeführt. Er und seine Frau finanzieren dort und auch in Kambodscha zudem ein Waisenhaus. Bis heute leitet Ochi jeden Monat Lehrgänge, hält Prüfungen und ist aktiv. Seine Lehrgänge sind sehr gefragt und die Teilnehmer sind von seiner freundlichen und intensiven Art begeistert.
Im DJKB ist er nach wie vor der einzige, der Danprüfungen abnimmt. Mit seinem Training und seiner persönlichen Art gelingt es ihm immer seine Schüler zu motivieren, so dass diese bereitwillig ihr Bestes geben. Gerade diese herzliche Atmosphäre zeichnet seine Lehrgänge aus. Und in welcher anderen Sportart außer Karate ist der Chiefinstructor so nahbar und für alle erreichbar! Das deutsche Karate hat Shihan Ochi unendlich viel zu verdanken.
Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber Ochi Sensei, die Möglichkeit an einem herausragenden Lehrgang mit Shihan Naka teilzunehmen sowie die Aussicht auf eine tolle Geburtstagsfeier spornten Vorstand Heiko Zimmermann, Ehrenvorsitzenden Hans-Peter Bieryt, Thomas, Lea und Ina Häcker sowie Detlev Giesert an, an diesem einmaligen und einzigartigen Event teilzunehmen.
So wurde am Freitag, 28.02.2020 der Weg nach Bochum angetreten. Familie Häcker legte die Strecke mit dem Auto zurück, Heiko, Hans-Peter und Detlev reisten bequem mit der Bahn nach Bochum an. Nachdem die Hotelzimmer bezogen waren, trafen sich alle Jiriki Karateka um gemeinsam den Abend zu verbringen. Bekannt durch frühere Aufenthalte zog es die Gruppe auf Empfehlung von Heiko hin in die Gaststätte „Taubenschlag“. Bei leckerem Schnitzel und einer „interessanten“ Mischung aus klassischer und Musik der 20iger und 30iger Jahre wurde ein schöner gemeinsamer Abendverbracht.
Am nächsten Morgen galt es rechtzeitig in der Trainingshalle zu sein, da mit einem sehr großem Andrang, ja gar Ansturm, von trainingseifrigen Karateka zu rechnen war. Denn traditionell ist eine Anmeldung zu Karatelehrgängen nicht erforderlich. Und so war es auch; vor der Halle hatte sich bereits eine längere Schlange gebildet. Bald hatten wir uns unseren Weg gebahnt, die Lehrgangsgebühr entrichtet und die Lehrgangsteilnahme mit dem Lehrgangsstempel im Karatepass verewigen lassen. Von Minute zu Minute füllte sich die Rundsporthalle Bochum immer mehr mit Karatekas aus ganz Deutschland. Viele bekannte Gesichter konnten entdeckt werden. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl Teil dieser großen Karategemeinschaft zu sein. Die gesamte Teilnehmerzahl ist schwer abzuschätzen; aber weit über 400 Karateka, alles Braun- oder Schwarzgurte, bevölkerten die Halle. Entsprechend eng ging es zu und es galt bei allen Techniken immer gut auf die Mittrainierenden zu achten.
Alleine die Anzahl der Mittrainierenden, die Energieübertragung bei der gemeinsamen Ausführung von Techniken und dem die Halle beben lassenden Kampfschrei „Kiai“ sorgten für Gänsehaut. Zusammen in einer Halle mit unserem Nationaltrainer Thomas Schulze, dem französischen Instructor Jean-Pierre Fischer, den JKA Intructoren Julian Chees und Hans Körner, Sensei Marijan Glad, Sensei Akita, Sensei Schlatt, dem JKA Instructor der Tschechischen Republik Richard Ruzicka, Stützpunkttrainer Pascal Senn und vielen vielen mehr quasi in einer Reihe zu stehen; das war mehr als aufregend und bewegend.
Shihan Naka legte in der ersten Trainingseinheit den Schwerpunkt auf die Stabilität des Körpers. Durch die vielfache Abwandlung der Kata Taikyoku Shodan wurde die geforderte Stabilität trainiert.
Zu Beginn der zweiten Lehrgangseinheit betrat Shihan Ochi die Halle. Der nicht enden wollende Applaus zu Ehren des Jubilars war ergreifend und voller Hochachtung.
Dann musste sich wieder konzentriert und auf die zweite Einheit mit viel Kumite (Kampf) und Partnerübungen fokussiert werden. Erfüllt mit neuen Eindrücken und Impulsen ging ein toller Lehrgang zu Ende. Nun noch schnell geduscht und schon ging es auf zur Geburtstagsfeier von Shihan Ochi ins Industriemuseum Heinrichshütte in Hattingen.
Dort hatte sich das Who is Who des Deutschen Karate zu Ehren von Shihan Ochi eingefunden. Unzählige Wegbegleiter aus 50 Jahren Hideo Ochi in Deutschland waren angereist. Unglaublich dies erleben zu dürfen.
Einen ganz außergewöhnlichen Moment konnte Vorstand Heiko Zimmermann (5.Dan) erfahren. Nach rund 30 Jahren, damals noch Blaugurt, traf er wieder auf Toni Dietl, einem der besten Karateka dieser Zeit und nach wie vor ein besonderer und außergewöhnlicher Karateka. Auf dem Gasshuku 1990 in Kempten trainierte Heiko mit Toni und hielt diese Momente in Erinnerungsfotos fest. Herausragend nach 30 Jahren wieder zusammenzustehen und auch diesen Moment mit einem Bild festhalten zu können.
Leckeres Essen, fetzige Musik, nette Gespräche und natürlich eine Geburtstagsansprache des DJKB Präsidenten Sepp Kröll an den Jubilar machten den Abend zu etwas ganz Besonderem. Ein ereignisreiches Wochenende ging zu Ende und voller Eindrücke wurde am Sonntag die Heimreise angetreten. Dabei gewesen zu sein beim 80.-zigsten Geburtstag einer Karate Legende; einfach phänomenal und unvergesslich.